Unternehmensgeschichte
Die Württembergische Leinenindustrie AG wurde 1882 gegründet. Sie ging aus der Fusion der im Eigentum der Familie Lang befindlichen Blaubeurer Bleiche und der Mechanischen Leinenweberei Blaubeuren mit der Anfang der 1850er Jahre gegründeten Württembergischen Leinenweberei von Hoffmann & Co. in Laichingen hervor. Die Gebrüder Johannes und Andreas Lang und weitere Teilhaber betrieben in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Leinwandverlag der 1726 konstituierten Blaubeurer Bleichsozietät, deren Alleininhaber 1748 Andreas Lang wurde und der bereits 1729 ein uneingeschränktes herzogliches Leinwandhandlungs-Privileg erhielt. 1760 wurde sein Sohn Johannes Lang alleiniger Inhaber. Dessen Sohn Andreas Friedrich Lang gab der Leinwandhandlung den Namen A. F. Lang. 1864 wurde von Carl und Eduard Lang in Blaubeuren eine mechanische Weberei für Betttücher, Tischzeuge und Handtücher errichtet. 1975 wurde die Produktion eingestellt, seither war das Unternehmen eine Vermögensverwaltungsgesellschaft. 2012 erfolgte die Verschmelzung auf die VEM Vermögensverwaltung AG, Zossen.
Bestandsgeschichte
Das Archivgut wurde dem Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg am 13.7.1982, 22.10.1982, 2.11.1982, 16.8.1987, 26.10. 1988 und 16.2.1989 von Herrn Kurt Huober jun., Mitglied des Vorstands der Württembergischen Leinenindustrie AG, in Blaubeuren übergeben. Es umfasst hauptsächlich Archivalien der im Jahr 1882 gegründeten Württembergischen Leinenindustrie AG, aber auch Dokumente ihrer Vorgänger. Der Bestand enthält den älteren Produktionszweig der Bleicherei sowie den der später eingeführten mechanischen Leinenweberei. Er reicht in Teilen (Originale und zusammengetragene Kopien) bis zur Gründung der Blaubeurer Bleich- und Handlungs-Kompagnie im Jahre 1726 zurück. Ein Teil dieser Aktenstücke beinhaltet die Familiengeschichte und die handels- und firmengeschichtlichen Zusammenhänge der in Blaubeuren ansässigen Familie Lang und ihrer Verwandtschaft. Dabei finden sich vereinzelt auch Quellen von den verschiedenen Bleichereibesitzern, z.B. von der Familie Haussmann, sowie Unterlagen der Glöcklerschen (Urlauschen) Papiermühle in Blaubeuren.
Über die Familiengeschichte der Familie Lang finden sich ebenfalls Unterlagen. Das Schwergewicht des Bestandes liegt in der Zeit seit der Gründung der Aktiengesellschaft. Sehr ausführlich überliefert sind Akten über die Organe der Aktiengesellschaft, die Geschäftsführung, Grundstücke, Wasserrechte und Wasserbau sowie Gebäude (Käufe und Verkäufe, Tausch, Baugesuche, etc.), Produktion, Buchhaltung, Steuern sowie Personal und Soziales. Umfangreiches Material ist auch aus den Unterlagen zur Vorbereitung der Jubiläumsschrift „225 Jahre Blaubeuren und „400 Jahre Blaubeurer Leinen zu entnehmen. Sie stellen eine Sammlung von Kopien und Abschriften insbesondere aus staatlichen und kommunalen Archiven zur vorindustriellen Zeit der Blaubeurer Bleiche und Handlungskompagnie dar.
Von zusätzlicher Bedeutung ist der Bestand durch seine umfangreiche Vielfalt von technischen Plänen, Gebäudegrund- und -aufrissen sowie Situationsplänen des gesamten Firmenanwesens.
Eine kleine Nachlieferung folgte 2023 vom Zweckverband Archivbetreuung Blaubeuren, Schelklingen, Munderkingen, Allmendingen.
Erschließung
Der Bestand B 47 umfasst 6,5 lfm Schriftgut, Fotos und Objekte in 795 Verzeichnungseinheiten (Bü 1-508, F 9501-9603, P 350a-472).
Er wurde 1986/87 von Dr. Gert Kollmer verzeichnet. Das gedruckte Repertorium von 1989 wurde 2021 von Carmela Lanza retrokonvertiert. Dabei wurden Verzeichnungsdaten formal angepasst. Bü 508 wurde 2023 übernommen und verzeichnet.
Benutzung
Signaturen sind immer nachzuweisen als: Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg (WABW), Stuttgart, Bestand: B 47 Bü 1 usw.
Im Online-Informationssystem des Wirtschaftsarchivs sind Angaben zum Inhalt der Archivalien auf Titel und Laufzeit beschränkt.
Es gelten die Sperrfristen nach dem Landesarchivgesetz Baden-Württemberg. Archivalien, die diesen Fristen unterliegen, können ggflls. trotz technischer Bestellbarkeit nicht vorgelegt werden.
Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart-Hohenheim, im Dezember 2024
Literatur
225 Jahre Blaubeurer Bleiche, [Blaubeuren 1951]. (Festschrift) 400 Jahre Blaubeurer Leinen, 400 Jahre Qualität, [1960]. (Festschrift) Gert Kollmer, Die Industrieentwicklung einer württembergischen Amtsstadt am Beispiel von Blaubeuren, in: Hansmartin Decker-Hauff und Immo Eberl (Hg.), Blaubeuren, Die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland, Sigmaringen 1986, S. 627-664. |