Unternehmensgeschichte
Carl Gottlieb Weigle, 1810 in Ludwigsburg geboren, begann 1826 eine Lehre im Orgelbauunternehmen seines Onkels Eberhard Friedrich Walcker und stieg dort zum ersten Gehilfen und Werkmeister auf. 1835 erfand er mit der Physharmonika ein Instrument, das den romantischen Orgelbau beeinflusste. 1845 gründete Weigle in Stuttgart sein eigenes Unternehmen, das er 1848 in eigene Räume verlegte. 1873 führte er auf der Weltausstellung in Wien seine Erfindung der elektromagnetischen Orgel vor. 1880, zwei Jahre vor seinem Tod, übergab der Gründer die Geschäftsführung seinem Sohn Friedrich (1850-1906). Bis dahin hatte Carl Gottlieb Weigle rund hundert Orgeln gebaut, vor allem in Württemberg, aber auch in Nachbarländern und für Missionsgemeinden in Afrika, Suriname und auf Karibikinseln. Im Jahr 1888 wurde das Unternehmen, das nun unter dem Namen Friedrich Weigle firmierte, nach Echterdingen verlegt. Friedrich Weigles Brüder Gotthilf (1848-1914) und Gottlob (1854-1927) waren zeitweise ebenfalls im Betrieb tätig. Der älteste Bruder Karl Weigle (1846-1901) unterhielt 1885 bis 1892 eine Niederlassung in Basel. Trotz eines Konkursverfahrens, das 1902 endete, blieb das Familienunternehmen bestehen. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1906 übernahmen Friedrich (1882-1958) und Karl Weigle (1884-1937) die Leitung des Unternehmens. Im Jahr 1958 wurde Fritz Weigle in vierter Generation der letzte Geschäftsführer. 1976 benannte er die Firma in Orgelbau Friedrich Weigle GmbH & Co. um. Er stellte 1985 die Geschäftstätigkeit ein, nachdem das Unternehmen in den 141 Jahren seines Bestehens mehr als 1300 Orgeln gefertigt hatte. Sein Sohn Joachim wurde ebenfalls Orgelbauer und machte sich 1987 in Upfingen selbständig.
Bestandsgeschichte
Bei der Renovierung der Pfarrkirche in Uhlbach (Stadtkreis Stuttgart) im Jahr 1988 wurde der hölzerne Blasebalg der Orgel entfernt. Auf der Rückseite von etwa 25 der demontierten Bretter waren die Papiere, die nun den Bestand bilden, aufgeklebt. Eventuell wurden auf diese Weise die Lücken zwischen den Brettern abgedeckt und so der Blasebalg luftdicht verschlossen. Die Firma Orgelbau Friedrich Weigle hatte die Blätter beim Neubau der Uhlbacher Kirchenorgel 1895 verklebt, also 13 Jahre nach dem Tod des Gründers. Der Restaurator des Wirtschaftsarchivs Baden-Württemberg (WABW) löste 1988 die Papiere von den Brettern und restaurierte sie. Die überwiegende Mehrzahl des Schriftguts besteht aus - seiner Herkunft entsprechend fragmentarisch überlieferten - Geschäftsunterlagen von Carl Gottlieb Weigle. In den meisten Fällen handelt es sich um Dispositionen und Kostenberechnungen für Orgeln sowie um Korrespondenz mit verschiedenen Gemeinden und Personen, die Weigle um ein Angebot für den Bau oder die Reparatur einer Orgel baten. Der Bestand stellt vermutlich die einzige Überlieferung des Unternehmens aus dem 19. Jahrhundert dar. Hilfreich für die Nutzung des Bestandes ist, dass rund die Hälfte der Schriftstücke bestimmten Orgeln zugeordnet werden konnte.
Querverweise: - WABW, A 18 Fi 23: IHK-Firmenmappe der Orgelbau Friedrich Weigle GmbH & Co. - WABW, N 4 Bü 152 und Bü 240/08: Gesammelte Informationen und Sonderdrucke über Friedrich Weigle aus den 1920er und 1930er Jahren - WABW, We Bü 88: Prospekte und sonstige Materialien, 1920er und 1930er Jahre - Viele Pfarrarchive (besonders im Evangelischen Archiv Baden und Württemberg) enthalten Gegenüberlieferung zu den Orgelbestellungen und Aufträgen an Weigle.
Erschließung
Der Bestand B 62 umfasst 0,1 lfm Schriftgut in 28 Verzeichnungseinheiten (Bü 1-28). Er wurde im Juli 2025 von Elia Schilling verzeichnet.
Benutzung
Signaturen sind immer nachzuweisen als: Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg (WABW), Stuttgart, Bestand: B 62 Bü 1 usw.
Im Online-Informationssystem des Wirtschaftsarchivs sind Angaben zum Inhalt der Archivalien auf Titel und Laufzeit beschränkt.
Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart-Hohenheim, im Juli 2025
Literatur
- F[ranz] C[aspar] Huber: Festschrift zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Württembergischen Handelskammern, II. Teil: Großindustrie und Großhandel in Württemberg, Stuttgart 1910, Spezieller Teil, S. 96. - Friedrich Jakob: Die Gründerfamilie Kuhn, in: Dieter Utz (Hg.): Die Orgelbauer. Das Buch zur Geschichte von Orgelbau Kuhn 1864-2014, S. 11-312. - Angela aus der Mühlen: Art. Weigle, Carl Gottlieb, in: NDB-online, veröffentlicht am 1.7.2025, www.deutsche-biographie.de/117249513.html. - Alfred Reichling/Hermann Fischer: Art. Weigle, Carl Gottlieb, in: MGG Online, veröffentlicht im Januar 2021, www.mgg-online.com/mgg/stable/593402. - Fritz Weigle: Zur Geschichte des Orgelbaus Weigle, in: ekg Echterdingen (1985), S. 17-22. |